Motive und Methoden des BankenRankings.
Unabhängigkeit: Ausgewogenheit zwischen Kundeneinlagen und Kundenkrediten bedeutet Unabhängigkeit. Banken mit hohen Refinanzierungen sind von anderen Banken abhängig. Banken mit Einlagenüberschuss, haben zu viel Liquidität, die nicht bei Kunden in der eigenen Region, sondern extern und damit riskanter veranlagt wird. Dies kann höhere Risiken bedeuten und geringere Erträge bringen. Die Kennziffer der Unabhängigkeit errechnet sich aus Einlagen + verbriefte Schuldverschreibungen + Kredite im Mittel zur Bilanzsumme.
Sicherheit/Eigenkapital: Wichtig für eine Bank ist die Eigenkapitalausstattung ohne sog. Surrogatkapital (Ergänzungs- Nachrangkapitalanleihen). Ein hohes Kern-Eigenkapital nach Tier 1 zeugt von hoher Sicherheit. Andererseits können Verbindlichkeiten und Anteile an verbundenen Unternehmen ein erhöhtes Risiko bedeuten. Daher wurden von den anrechenbaren Eigenmitteln neben dem Surrogatkapital auch Verbindlichkeiten an verbundenen Unternehmen abgezogen. Damit wird – ähnlich den BWG-Bestimmungen bei Beteiligungen an Kreditinstituten – die bisherige Kaskadenbildung durch Mehrfachnutzung von Eigenkapital bzw. Beteiligungskapital verringert. Kleine Banken (unter 5 Mio EK) übertragen aus BWG-Überlegungen die Gewinne nicht auf Kapital, sondern auf Gewinnvortrag. Um hier Verzerrungen zu vermeiden, wurden 50 % des Gewinnvortrages als Ausgleich zum EK dazugerechnet.
Nachhaltige Ertragskraft: Diese wird abgeleitet aus dem EGT und Zinsspanne (zusätzlich gewichtet als Nachhaltigkeitsfaktor) sowie der doppelten Steuerleistung (weil steuerfreie Scheingewinne damit egalisiert werden).
Gewichtung: Alle drei Faktoren Unabhängigkeit/Regionalität (Eigengeschäft), Sicherheit/Eigenkapital und Ertragskraft wurden in der Auswertung nach dem Durchschnitt aller Banken laut ÖNB-Gesamtbankstatistik 2015 gleichwertig gewichtet. Diese Anlehnung an die durchschnittlichen Verhältnisse aller österreichischen Banken soll zur Objektivierung der Gewichtung der Kriterien beitragen.
Abschläge für sektorale Haftung: Raiffeisenbanken, Sparkassen und Volksbanken sind in sektoralen Haftungsgemeinschaften eingebunden. Bei den mehrstufigen Sektoren Raiffeisen und Sparkassen wurden wegen der damit verbundenen Risiken 20 % der nach Punkt 4) errechneten Punkte abgeschlagen. Angesichts der Probleme bei Volksbanken und Hypos wurde bei beiden Sektoren ein Abschlag von 30 % vorgenommen.
Weitere Erläuterung:
Die Sorge von Anlegern und Sparern über die Krisenfestigkeit der Banken nimmt stark zu. Bankkunden wünschen sich Transparenz über ihre Bank. Umfragen zufolge werden überschaubare Banken bevorzugt, die Geschäfte überwiegend in der eigenen Region tätigen und ein solides Geschäftsmodell ohne riskante Transaktionen und spekulative Veranlagungen vorweisen. In Zusammenarbeit mit der „Wiener Wende“ wird seit mehreren Jahren der Versuch eines österreichischen BankenRankings unternommen, das die Kriterien Unabhängigkeit, Sicherheit und nachhaltige Ertragskraft im Fokus hat. In dem für Österreich erstellten BankenRanking wurden alle drei Faktoren (Unabhängigkeit, Sicherheit und Ertragskraft) im durchschnittlichen Verhältnis aller erfassten Banken gewichtet. Zudem wurden allfällige Risiken aus dem jeweiligen Sektorverbund pauschal berücksichtigt. Den Erstellern ist klar, dass es sich um einen Versuch handelt, mehr Transparenz in die österreichische Bankenlandschaft zu bringen. Nach der Veröffentlichung gehen Hinweise und Verbesserungsvorschläge ein, die stets sorgfältig geprüft werden. Gegebenenfalls werden die Kriterien entsprechend angepasst. Zusätzlich wurden wenige, einzelne Banken aus dem Ranking genommen, wenn Hinweise auf unklare Eigentumsverhältnisse oder sektorale Kapitalhilfen vorlagen, die wie andere Faktoren zu einer Verzerrung des Ranking geführt hätten. Nach wie vor sind Kritiken, Anregungen und Verbesserungen erwünscht die weitere Änderungen und Anpassungen ermöglichen, sodass das BankenRanking laufenden verbessert und weiterentwickelt werden kann.
Thomas Fuchs – Brixlegg/Wien, im Jänner 2017
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